Hammerbrook ist ein Stadtteil Hamburgs, zu dem ich eine persönliche Beziehung hege, weil ich mal eine zeitlang dort gewohnt habe. Wohnen in Hammerbrook, kann man das überhaupt, mag sich jetzt der eine oder andere Fragen. In der Tat war es zumindest im Jahr 2007 noch ein kleines Abenteuer. Zum Einkaufen musste ich den Stadtteil wechseln oder als Alternative auf die Pizza von der Tanke zurückgreifen. Aber in Hammerbrook tut sich etwas. Es gibt große Wohnungsbaupläne, die dem Stadtteil neuen Glanz verleihen sollen. Die Nachbarstadtteile St. Georg und Hafencity gehören zu den beliebtesten Vierteln der Stadt und Hammerbrook ist durchzogen von Kanälen, die den neuen Bauten den besonderen Hamburger Flair verleihen könnten.
Das Arbeiterherz Hamburgs
In den letzten Jahrzehnten fristete Hammerbrook ein eher tristes Dasein. Dabei war der Stadtteil einst eines der belebtesten Viertel Hamburgs. Nach zahlreichen Entwässerungsmaßnahmen und dem Anschluss an das Schienennetz im 19. Jahrhundert wurde das Viertel zu einem beliebten Wohngebiet. Durch die Nähe zum Hafen und die nun gute Verkehrsanbindung entwickelte sich schnell ein dicht besiedelter Arbeiterstadtteil. Auf dem heutigen Gebiet Hammerbrooks lebten in den 1930er Jahren 40.000 Hamburger. Viele Arbeiter wohnten in den sogenannten „Schlitzbauten“, die der einfachen Bevölkerung bessere Licht- und Luftverhältnisse verschaffen sollten. Wirklich angenehm lebte es sich in den für die oft acht-bis zehnköpfigen Familien viel zu kleinen Wohnungen aber wohl trotzdem nicht. Im Hamburg Volksmund erhielt der Stadtteil aufgrund der misslichen Verhältnisse den Namen „Jammerbrook“.
Ein Stadtteil als Kriegsopfer
In Hammerbrook verschwanden die Schlitzbauten, sowie fast alle anderen Gebäude in der Nacht vom 27. auf den 28. Juli 1943. Durch die Bombenangriffe der Royal Air Force im Rahmen der sogenannten Operation Gomorrha und dem im Anschluss wütenden Feuersturm wurde nahezu der gesamte Stadtteil ausgelöscht. 12.000 Hammerbrooker verloren ihr Leben und die Überlebenden wurden obdachlos. Hammerbrook wurde abgesperrt und zum „toten Bezirk“ erklärt. KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter wurden gezwungen, die Leichen zu bergen und sie in einem Massengrab auf dem Ohlsdorfer Friedhof beizusetzen.
Nach dem Krieg wurde entschieden, den Stadtteil nicht mehr als Wohnstadtteil aufzubauen. Die U-Bahn Stationen Spaldingstraße und Süderstraße wurden zusammen mit den anderen Trümmern abgetragen und das ehemals belebte Viertel wurde zur gewerblichen Reservefläche. Anfang der 1980er Jahre beschlossen die Stadtplaner der Entwicklung Hammerbrooks unter die Arme zu greifen. Analog zur City Nord in Winterhude sollte die City Süd ein erfolgreicher Bürostandort werden. Nach anfänglichen Schwierigkeiten ging der Plan auf. Mittlerweile tummeln sich mehr als 800 Arbeitgeber in Hammerbrook.
Neue Pläne für Hammerbrook
In Zukunft soll Hammerbrook auch wieder Wohnviertel werden. Eine der ambitioniertesten städtebaulichen Maßnahmen der Hansestadt soll dem Stadtteil neues Leben außerhalb der Bürozeiten einhauchen. An den Kanälen werden über 2.000 neue Wohnungen entstehen und Hammerbrook wieder zu einem belebten Viertel machen. Auf den Kanälen ist die Besiedlung schon weiter fortgeschritten. Am Victoriakai kann man seit 2014 in den exklusiven Hausbooten, den so genannten Floating Homes, ein schwimmendes Domizil beziehen. Für dieses Abenteuer braucht man aber neben Seemannsbeinen in erster Linie auch ein ordentlich gefülltes Konto.
Wer will nach Hammerbrook?
Zugegeben, im Augenblick ist Hammerbrook noch etwas für Exoten, denen die nicht wirklich gute Wohninfrastruktur wenig ausmacht. Ein wenig mehr als 2.000 Einwohner tummeln sich zwischen Bürohäusern, mehrspurigen Straßen und brachliegenden Gewerbeflächen. Müsste ich einen Tipp abgegeben, so würde ich mich aber darauf festlegen, dass das heutige Hammerbrook in zwanzig Jahren nicht mehr zu erkennen sein wird. Die Wohnungsbauprojekte der Stadt dürften nur der Anfang sein. Hammerbrook ist durch seine vielen Kanäle und seine Nähe zur City und zum Hafen prädestiniert dafür, wieder ein absolut beliebter Stadtteil zu werden.
Hallo zusammen, ziehen im April nach Hamburg und sind derzeit auf Wohnungssuche. Nach genau so einem Blog suchen wir, keine Statistiken, sondern Erfahrungen wie man wo lebt 🙂
Weiter so! 🙂
Hallo Rieke, besten Dank für das Lob. Das höre ich natürlich gerne. Wenn bald wieder besseres Foto-Wetter ist, geht es weiter mit den nächsten Stadtteilen. Lieben Gruß, Frank