Wellingsbüttel – Gemütlichkeit am Alsterlauf

Im Norden Hamburgs prägen hübsche Villen, charmante Häuschen und mächtige Eichen den beschaulichen Charakter Wellingsbüttels. Das stattliche Herrenhaus Wellingsbüttel unweit des romantischen Alsterlaufs bietet sich nicht für einen Sonntagsausflug an; hier kann auch geheiratet werden.

Als ich Anfang 2015 in meine neue Wohnung nach Wellingsbüttel umzog, gab es zwei Arten von Reaktionen: Der überwiegende Teil meiner Bekannten schaute mich mit großen Augen an und überlegte wohl, ob sie sich lächerlich machen würden mit der Frage, ob dieses Wellingsbüttel denn zu Hamburg gehöre. Der kleinere Teil, der anscheinend ein genaueres Bild als ich von meinem neuen Wohnort vor Augen hatte, äußerte sich zu meiner Überraschung mit Andeutungen wie: „Aha, der feine Herr…“. Mich selbst trieb – wie das manchmal bei der Wohnungssuche in Hamburg so ist – eher der Zufall als das konkrete Vorhaben in meine neue Wohngegend.

Next Stop Wellingsbüttel

Ich hatte ursprünglich keinen bestimmten Stadtteil vor Augen, dafür aber eine Vorstellung, was mein neuer Wohnort leisten sollte. Zunächst wusste ich natürlich, was die Wohnung kosten (beziehungsweise nicht kosten) sollte. Punkt Zwei auf der Liste: Die neue Heimat sollte nach meiner letzten Wohnstätte an der damals noch vierspurigen Fuhlsbüttler Straße eher ruhig als belebt, aber trotzdem nicht ausgestorben sein. Natürlich waren auch die Entfernung zum Arbeitsplatz und der damit verbundene Anschluss des Viertels an den öffentlichen Nahverkehr wichtig. Zuletzt spielte noch die Überlegung mit hinein, inwieweit der Stadtteil im Falle eines möglichen Familienzuwachses eine angemessene Infrastruktur für einen kleinen Hamburger Neubürger gewährleisten könnte.

Und Voilá: Das Ergebnis meiner Suche lautete Wellingsbüttel. Die Mieten befinden sich hier im Hamburger Durchschnitt; der Stadtlärm hält sich sehr in Grenzen; Supermarkt, Steakhaus, Weinbar, Pizzeria und Eiscafe sind vorhanden und der potentielle Nachwuchs würde in einer der umliegenden Kitas sicher einen Unterschlupf finden. Die S-Bahn macht mit den Stationen „Hoheneichen“ und „Wellingsbüttel“ gleich zweimal in dem kleinen Stadtteil halt. Bis zur City oder zum Kiez ist man allerdings doch gut eine halbe Stunde unterwegs – Stadtnähe ist natürlich was anderes, aber irgendwo müssen halt Kompromisse gemacht werden.

Die ersten Eindrücke

Der zentrale Treffpunkt für die Ortsansässigen ist der Wellingsbüttler Markt. Wo die Rolfinckstraße in die Wellingsbüttler mündet, spielt sich das behagliche Leben des Stadtteils ab. Neben den Filialen einer Supermarkt- und einer Drogeriekette gibt es noch etliche kleine Fachhändler und Boutiquen, die in anderen Stadtteilen sicher schon ihre Kunden an den Onlinehandel oder an günstige Megastores verloren hätten. Ein Grund, warum es diese kleinen Geschäfte hier noch gibt, liegt vielleicht auch in der Bevölkerungsstruktur des Viertels begründet. Wenn man sich die demografischen Daten des Stadtteils anschaut, fallen zwei Zahlen besonders ins Auge: Zum einen ist nahezu ein Drittel der Bevölkerung über 64 Jahre, womit Wellingsbüttel zu den Stadtteilen mit der ältesten Bevölkerung gehört. Zum anderen haben die Wellingsbüttler im Schnitt mehr als das Doppelte des Einkommens eines Durchschnitts-Hamburgers zur Verfügung. Dass viele Bewohner des Stadtteils nicht zwingend auf den Euro gucken müssen und gute Beratung dem Wettlauf um das günstigste Angebot vorziehen, spiegelt sich hier auch in der lokalen Geschäftswelt wider.

Ein Spaziergang in die Geschichte Wellingsbüttels

Wer ein lohnenswertes Ziel für einen Sonntagsausflug sucht, sollte die Ortsmitte verlassen und sich auf den Weg an den Alsterlauf machen, der sich hier besonders idyllisch dahinschlängelt. Auf dem Weg dorthin findet man im Gut Wellingsbüttel den historischen Kern des Stadtteils. Über die Jahrhunderte schwangen hier die unterschiedlichsten Machthaber das Zepter. Bremer Erzbischöfe, Hamburger Domherren, deutsche Adelsfamilien aber auch dänische Herrscher hatten hier zeitweise das Sagen. Sogar Vorfahren des Moderators Günter Jauch führten Mitte des neunzehnten Jahrhunderts die Geschicke des Dorfes. Heute können sich heiratswillige Paare in dieser gleichermaßen historischen und romantischen Stätte offiziell das Jawort geben; das 250-Jahre alte Torhaus dient dabei als Außenstelle des Standesamtes Wandsbek.
Den Schritt vom Bauerndorf zum modernen Hamburger Vorort machte Wellingsbüttel, als der neue Gutsbesitzer Otto Jonathan Hübbe seinen Besitz im Jahr 1910 für den Eigentumsbau in Parzellen einteilte und wenige Jahre später die Siedlung durch den Bau der S-Bahn Strecke an das öffentliche Verkehrsnetz angebunden wurde. Es entwickelte sich eine Ansiedlung, die geprägt ist von vielen individuellen, nicht selten villenartig gestalteten, einzelnen Häusern, die sich in den oft von Eichen gesäumten Straßen aneinander reihen. Hier und da werden diese mondänen Straßenzüge aber auch von Mehrfamilienhäusern durchbrochen, in denen dann auch die etwas weniger betuchten der etwa 10.000 Wellingsbüttler Bürger ein gemütliches Zuhause finden können. Auffällig bei einem Rundgang durch den Stadtteil ist die Vielzahl und Höhe der Hecken, die etliche Grundstücke umgeben. Das reiche Wellingsbüttel versteckt sich gerne hinter hohen Sträuchern – man kann es natürlich auch als charmante Zurückhaltung deuten.

Wer will nach Wellingsbüttel?

Alle diejenigen, die keinen großen Wert auf ein ausuferndes Nachtleben legen und sich stattdessen an einer gewissen Beschaulichkeit erfreuen können, sind in Wellingsbüttel richtig. Der Stadtteil ist sehr grün und wird umsäumt vom Alsterlauf auf der einen und dem Ohlsdorfer Friedhof auf der anderen Seite; Straßenlärm ist hier eher ein Fremdwort. Das Lebensgefühl wird von einem netten Kleinstadtcharme regiert. In den letzten Jahren sind immer mehr junge Familien nach Wellingsbüttel gezogen. Sie verändern nach und nach auch das etwas verstaubte Bild des Stadtteils. Die Mieten sind zwar eher im Hamburger Mittelfeld angesiedelt, wer hier allerdings eine Immobilie kaufen möchte, sollte mit einem sehr solide gefüllten Portmonee in Wellingsbüttel aufschlagen. Für die schnuckeligen Villen werden nicht selten siebenstellige Summen aufgerufen.

 

4 Antworten auf „Wellingsbüttel – Gemütlichkeit am Alsterlauf“

  1. Hy Frank ,

    du hast den Stadtteil Wellingsbüttel sehr nett beschrieben , deine eigene kleine Geschichte über Welilngsbüttel , Klasse .
    Wellingsbüttel ist auch ein sehr schöner Stadtteil . Ich selber wohne in dem Dreieck Farmen / Berne und Rahlsted , direkt am Park , in einem kleine Reihenhaus . Bin 52 und komme aus der Pflege .

    Lieben Gruss ,
    Biggi

    1. Hallo Biggi,

      besten Dank für den lieben Kommentar! Rahlstedt will ich auch bald mal besuchen und porträtieren!

      Herzlichen Gruß
      Frank

  2. Hallo Frank, es ist schön zu sehen, dass du auch über Stadteile etwas weiter draußen berichtest. Ein Tip meine Familie (wir haben einen Behinderten Sohn) waren für eine Woche im äußersten Norden Hamburg in Wohldorf Ohlstedt im Kupferhof (ein Hotel für Familien mit behinderten Kindern). In dieser zeit haben wir uns in den Walddörfern (Volksdorf, Duvenstedt, Bergstedt, Wohldorf Ohlstedt, Lemsahl-Mellingsedt) umsehen und es war wirklich toll. Dort findet man Städtische Strukturen vor allem in Volksdorf aber auch sehr Ursprüngliche Natur (Duvenstedter Brook, Quellental etc). Es stehen sehr viele sehr alte Häuser dort herum die es in hamburg nicht mehr alzuoft zu finden Gibt. Z. B. die älteste Kirche Norddeutschlands in bergstedt. das ganze wird vom Oberlauf der Alster einigen anderen Flüssen und vielen Seen ummantelt. Ich kann dir nur wärmstens empfehlen dich dort umzugucken, das bekommt man einen ganz anderen Blickwinkel auf die Millionenstadt

    1. Hallo Nils, besten Dank für Deinen Kommentar. Tut mir leid, dass es mit dem Freischalten ein wenig gedauert hat. Die Walddörfer sind definitiv einen Ausflug wert. Dort erlebt man dann tatsächlich ein ganz anderes Hamburg. Ich wohne ja in Wellingsbüttel, da kann man wunderbar am Alsterlauf hoch fahren. Ich denke, im nächsten Frühling werde ich wohl wieder einen Ausflug in den Norden machen und dann gibt es auch die entsprechenden Porträts auf dem Blog! Lieben Gruß, Frank

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